Sogenannte Finess Rigs sind nicht nur bei Zanderanglern in aller Munde. Mit den Vorzügen der raffinierten Vorfächer lassen sich vor allem Plattfische verführen. Mats weiss wie es funktioniert
Plattfische geraten in Zeiten des Fangstopps für Dorsch (2024 & 2025) immer mehr in den Fokus der Ostseeangler. Zu Recht, denn Flunder, Scholle und Kliesche sind nicht nur Leckerbissen in der Küche, sondern auch spannende Angelfische. Vor allem dann, wenn sie mit leichtem Gerät und aktiven Methoden befischt werden. Nicht umsonst hat der eher leichte Buttlöffel einen Stammplatz in den Köderkisten der allermeisten Ostseeangler erhalten. Doch es gibt weitere moderne Methoden, bei denen es beim Plattfischangeln „Klick“ macht.
Grundgedanken
Finesse Rigs, also raffinierte Vorfächer sind im Grunde gar nicht neu, sondern anglerische Hausmannskost. Sie sind in ihrem Aufbau schlichte Durchlaufmontagen, die jeder Aalangler vom Dorfteich kennt. Ein Laufblei wird auf die Hauptschnur gefädelt und durch einen Wirbel gestoppt. Dazu ein Vorfach – fertig! Ja, stimmt soweit, aber raffiniert wird es erst durch ein paar kleine aber wesentliche Details.
Das Laufblei ist nicht irgendein Blei. In Amerika, wo die durchdachten Montagen entwickelt wurden, werden die Bleie für Finess Rigs „Bullet Weights“ genannt, also Gewehrkugelgewichte. Der Grund: Ihre Form ähnelt einer Patrone. Wesentlich dabei ist, dass das Gewicht unten, also am zum Wirbel gerichteten Ende eine gerade oder leicht konische Fläche hat. Diese Fläche trifft beim Fischen auf die zweite wichtige Zutat des raffinierten Fangrezeptes: Eine oder zwei Glasperlen. Diese werden unterhalb des Bleis ebenfalls auf die Hauptschnur gefädelt. Beim aktiven Fischen schlagen das Blei und die Perlen immer wieder aufeinander und erzeugen dabei des verführerische „Klick“-Geräusch, das den Unterschied zur normalen Grundmontage ausmacht.
Glasklarer Klang
Plattfische sind extrem neidisch gegenüber ihren Artgenossen und gönnen ihnen nicht das kleinste Stückchen Wattwurm oder Muschelfleisch. Das vom Vorfach verursachte „Klicken“ täuscht dabei vor, als sei gerade ein anderer Fisch dabei eine Muschelschale zu knacken oder ein Wurm aus dem Sand zu buddeln. Die Aufmerksamkeit der Plattfische ist daher garantiert. Und statt einem anderen futternden Flachmann finden sie lediglich unserem Wurm – raffiniert oder?
Am besten funktioniert dieses Prinzip, wenn das Vorfach nicht zu lang ist. Maximal 50 Zentimeter haben sich als ideal erwiesen, um dem Wurm genüg Spiel zu geben ohne den Locklaut der Glasperlen verpuffen zu lassen. Perlen aus Plastik klingen übrigens lange nicht so gut wie Echtglasperlen. Im Bastelbedarf wird garantiert jeder fündig.
Voll auf Fühlung
Die Montage wird vom driftendenden oder verankerten Boot ausgeworfen und mit leichten Zupfern langsam wieder eingekurbelt. Bei jeder Bewegung schlagen Blei und Glasperlen aufeinander und erzeugen den verhängnisvollen Lockton. Die Bisse kommen meist heftig. Dennoch ist eine sensible Rute mit weicher Spitze nötig. Sie zeigt nicht nur den Biss zuverlässig an, sondern räumt durch das Nachfedern eine knappe Sekunde Zeit ein, die der Plattfisch braucht, um sich den Wurm einzuverleiben. Ein zügiger Anschlag sorgt dafür, dass der Haken nicht tief geschluckt wird. Ein großer Vorteil dieser Methode, denn so werden zu kleine Fische nicht unnötig verangelt.
Künstliche Köder
Beim raffinierten Fischen auf Flachmänner wird oft geworfen. Natürlich Wattwürmer halten das nur bedingt aus. Viel haltbarer und beim aktiven Fischen ebenso fängig sind künstliche Watt- oder Seeringelwürmer. Allen voran steht der tock! Tailer von tock! Ostsee Tackle. Sein extrem natürliches Aussehen und sein leichter Geruch nach Ostseegarnele machen ihn zum optimalen Köder. Trotz seines sehr weichen aber extrem robusten Gummis, kann mit einem tock! Tailer oftmals ein ganzer Angeltag durchgefangen werden.
Ruten zwischen 2,20 und 2,50m Metern Länge sind optimal. Das Wurfgewicht sollte dabei bis 50 Gramm liegen. Eine 3000er oder 4000er Rolle mit 10er bis 14er geflochtener Schnur komplettiert die Kombo für Kliesche und Kollegen. Das Vorfach sollte nicht dünner als 0,40mm und aus monofile Schnur oder Fluocarbon sein. Eine Hakengröße 5/0 hat sich bewährt – Offsethaken funktionieren genauso gut wie normale Wurmhaken.
Extra-Tipp Steinbutt
Der Steinbutt ist der größte Plattfisch in der Ostsee. Gefangen wird er eher selten. Das liegt vor allem daran, dass er ein fast reiner Fischfresser ist – und dabei besonders wählerisch. Frische oder frisch eingefrorene Sandaale sind nötig, um die fast quadratische Plattfischart an den Haken zu locken. Finess Rigs sind optimale Montagen. Durch den Durchlauf ist der Widerstand beim Biss gering und die eher scheueren Steinbutte durchschauen das Spiel nicht so leicht. Optimale Stellen liegen zwischen 8 und 15 Metern Tiefe. Gefangen werden sie zumindest bei mir vor Mommark auf vor allem zwischen 8 und 12.
Exkurs Finess Rigs: Die im Text beschriebene Montage ist ein sogenanntes Carolina-Rig. Dies ist das am häufigsten gefischte Vorfach seiner Art. Zudem gibt es noch das Texas Rig. Hierbei sind zwei Glasperlen und ein Blei direkt über dem Haken montiert – dieses System hat Vorteile bei starker Strömung, da sich das Vorfach nicht verheddern kann. Auf Hängerpisten mit vielen Steinen und Kraut ist es aber eher nicht zu empfehlen.
Meine tock!Tailer findet ihr hier https://www.tock-die-ostsee.com/collections/tock-tailer-seeringelwurm-softbaits
Meine Rutenempfehlung, die tock! Ostsee Plattfisch Spin 240 findet hier hier https://www.tock-die-ostsee.com/products/tock-ostsee-plattfisch-spin-240